Liebe Heimatfreundinnen und liebe Heimatfreunde,
Von Donnerstag, den 25. August (Anreise) bis Sonntag, den 28. August 2022 (Abreise) fand unser diesjähriges Heimattreffen in Böhmisch Leipa statt, das sehr gut besucht war und auch einige neue Heimatfreundinnen und -freunde in unsere Runde gebracht hat. Schon am Donnerstagabend trafen wir uns am Marktplatz im Restaurant Moravanka (im ehemaligen Weinhaus Flegl) zu einer lustigen Begrüßungsrunde und freuten uns, alle wiederzusehen. Auch Jiři Postler aus Niederliebich/Dolni Libchava war dabei. Leider fehlten einige unsere langjährigen Besucher des Treffens, da es ihnen nicht möglich war, zu verreisen. Bei unseren Gesprächen waren sie aber mit dabei!
Am Freitagnachmittag hatte uns das Pfarrer – Ehepaar Trunec zu einem Orgelkonzert in die Leipaer Jan – Hus Kirche (frühere Evangelische Kirche) eingeladen, als Dank für unsere ideelle Unterstützung bei der Renovierung der Kirche und beim Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Bei einem wunderbaren Konzert mit Frau Marie Truncová (Orgel, Alt) und Herrn Trunec (Bass) und einem kleinen Chor (Sopran, Tenor) hörten wir Werke von Beethoven, Smetana, Bach, Cherubini und ein modernes “Aleluja”, das uns sehr begeisterte.
Danach waren wir zu Kaffee und böhmischen Kuchen in das Pfarrhaus eingeladen und verbrachten in einer gelösten und freundschaftlichen Atmosphäre zwei schöne Stunden, die uns lange in Erinnerung bleiben werden.
Am Freitagabend trafen wir uns dann im Hotel Olympia zu unserem gemütlichen Abend, eine große Runde war zusammengekommen und unsere tschechischen Freunde Michal Rádl, Tomáš Cidlina, Petr Fletcher und Michal Panáček hatten einige Überraschungen für uns vorbereitet. Die größte Überraschung für uns war aber das druckfrische Buch Leipsche von Tomáš Cidlina, das wir mit großer Freude und Dankbarkeit entgegennahmen. Etliche weitere Bücher des Böhmisch Leipaer Heimatvereins waren aufgelegt und beeindruckend ist das letzte Buch “Im Land der heiligen Zdislava unterwegs” vom Leipaer Historiker Ladislav Smejkal, der im vergangenen Jahr verstorben ist. In einigen Videoclips konnten wir uns über Neuigkeiten aus Leipa und auch aus Straußnitz informieren, die Petr Fletcher mitgebracht hatte. Mit böhmischem Essen, gutem Bier und vielen vielen Erzählungen ging dieser schöne Abend zu Ende.
Am Sonnabend, den 27. August 2022, haben eine Busfahrt nach Waltersdorf an der Lausche unternommen und konnten gemeinsam den Weg der Vertreibung vom 15. Juni 1945 , also vor 77 Jahren, nachempfinden. Obwohl wir nicht den Originalweg fahren konnten, der ja damals über Stock und Stein führte, blieben wir an markanten Punkten stehen und Ingeborg Buchner, die als Einzige der Anwesenden den Weg 1945 erlebt hatte, zeigte und erklärte die Teilstrecken des Weges, die man überblicken konnte. Am Ende der Straße in Niederlichtenwalde (heute Dolni Svetla) stiegen wir aus und gingen zu Fuß den Originalweg der Vertreibung (ca 2 km) bis zur Alten Wache an der deutschen Grenze in Waltersdorf. An der Rübezahlbaude konnten wir dann auf die Abhänge der Lausche blicken, wo die erschöpften Vertriebenen die erste Nacht außerhalb der vertrauten Heimat verbracht haben. Von der Länge des Weges, der ständigen Steigung bis zur Alten Wache und dem Blick auf die Wiesen der Lausche, die heute Schiabfahrten sind, waren alle Teilnehmer tief bewegt und erschüttert. Ein Gedenkstein an der Rübezahlbaude erinnert an dieses schreckliche Ereignis. Wir trafen in der Gaststätte unsere busfahrenden Teilnehmer wieder und zu unserer großen Freude den jetzigen Bürgermeister von Großschönau/Walterdorf, Herrn Frank Peuker, der auf uns wartete und mit dem wir sehr interessante Gespräche führen konnten.
Die Heimfahrt nach Böhmisch Leipa wurde aufgrund von Straßensperren und Umleitungen zu einer wunderschönen längeren Fahrt durch die nordböhmische Landschaft, die sich im Sonnenschein des späten Nachmittages besonders eindrucksvoll zeigte.
Zum Abschiednehmen wanderten wir am Abend noch ins Gasthaus Edelweiß, das jetzt “Svárov”, also Schwora heißt, was mich ganz besonders gefreut hat. Liegt es doch direkt neben meinem Eltern- und Geburtshaus und im Gastgarten und der näheren Umgebung habe ich meine Kindheit verbracht. Für mich ein besonders bewegender Abschied, denn es war sicherlich mein letzter Besuch in Schwora und Böhmisch Leipa.
Ingeborg Buchner, Wien