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Der tollkühne Ritt vom Schreckenstein

Auf dem Schreckenstein hauste, wie schon der Name dieser Burg verrät, in alter Zeit ein grausamer und habgieriger Raubritter, der die ganze Gegend in Angst und Schrecken versetzte.

Besonders hatte er es auf die Elbschiffe abgesehen, die an seinem Adlerhorst vorbei mussten und meist mit wertvollen Gütern beladen waren: mit Stoffen und Geschmeide, mit Lebensmitteln und Gewürzen. Die Mannen des Schreckensteiners bildeten einen Kordon, dem kein Schiff entkommen konnte, ohne seinen Tribut an Ware oder Münzen entrichtet zu haben.

Am meisten freilich hatte die einheimische Bevölkerung zu leiden, nie war sie vor den Übergriffen und Raubzügen des Burgherrn sicher, und sie verbrachte ein klägliches Leben in Furcht und unverdienter Demütigung. Es war deshalb nicht weiter zu verwundern, dass sich diese braven und biederen Leute eines Tages zusammen taten um, von der Not getrieben und vom Mute der Verzweiflung befeuert, mit Dreschflegeln und Schwertern in den Händen auf eigene Faust ihr Recht zu suchen. Zu nachtschlafener Zeit stürmten sie die Burg, überwältigten die schlafenden Wächter und drangen tobend und erbittert in das Burginnere ein.

Der Schreckensteiner, schlaftrunken und ohne Waffen, sah sich ohne eine Möglichkeit zur Verteidigung seinen Feinden gegenüber, die kurzen Prozess mit ihm machen würden.

Die Burg Schreckenstein 1912

Doch war er keiner, der sich lebend in die Hände seiner Gegner gab. Flucht oder Tod – nur dies stand für ihn zur Wahl. Er schwang sich auf sein treues Streitross, das schon manchen Strauß mit ihm ausgefochten hatte und dessen unbedingte Zuverlässigkeit ihm gewiss war. Er gab dem Pferd die Sporen und sprengte mit einem mörderischen Satz den fast senkrechten Felsen des Schreckensteins  hinab. Wie durch ein Wunder blieben Ross und Reiter unverletzt, durchschwammen die Elbe und konnten sich in Sicherheit bringen.

Noch heute zeigt man auf der Ruine Schreckenstein den staunenden Besuchern den Abdruck der goldenen Hufe, den das Pferd bei seinem tollkühnen Sprung im Felsen hinterlassen hatte.

 

Quelle: Margarete Kubelka, Die schönsten Sagen aus dem Sudetenland, Aufstieg – Verlag Landshut, 8. Auflage 2003

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